Navigace

Obsah

Abstracten der Konferenzvorträge

 
 

Mgr. Helena Dáňová (Prag)

Znovunalezené dědictví. Příspěvek k nově identifikované provenienci několika řezeb z Národní galerie / Wiedergefundenes Erbe. Beitrag zur neu identifizierten Provenienz einiger Schnitzwerke aus der Nationalgalerie
 

Dieser Beitrag ist einigen Schnitzwerken in der Nationalgalerie in Prag, deren genaue Herkunft bisher noch nicht bekannt war, gewidmet. Auf Grundlage der Erkundungen im Archiv der Nationalgalerie und entsprechender Fachliteratur konnten neuerlich einige Schnitzwerke identifiziert werden, die ursprünglich aus Nordböhmen stammen. Bis auf zwei qualitativ hochwertige Schnitzwerke, die ursprünglich aus der Kirche der Hl. Laurentius in Seelau bei Kaaden stammen und vor dem Krieg vor allem durch Josef Opitz identifiziert wurden, handelt es sich um einige kleinere Skulpturen, die in der Zeit der ersten Republik für die Nationalgalerie gekauft wurden. Deren Herkunft konnte mit Hilfe von Dokumenten im Archiv festgestellt werden. Die Aufmerksamkeit wird ebenfalls Schnitzwerken gewidmet, die später, in den sechziger bis achtziger Jahren, erworben wurden. In dieser Zeit wurde die Ermittlung der Herkunft der Werke wesentlich durch den Antiquitätenhandel und den damit verbundenen Verkauf der Kunstwerke erschwert. In solchen Fällen wurde konsequent die Kunsthistorische Stilanalyse angewandt, die sich bei der Zuordnung von Skulpturen in die mittelalterliche Kunst in Ländern der böhmischen Krone bewährt hat. 
 

Dipl. Architekt Günter Donath (Meißen)

Provenienz und konstruktive Durchbildung ausgewählter Zellengewölbe in Kaaden und Komotau.


In den Städten zwischen dem Teplitzer Schlossberg und Joachimsthal findet man in den Erdgeschoßhallen, Laubengängen und Stiegenhäusern der verschiedensten Kirchengebäude, aber auch in Rathäusern und Bürgerhäusern eine große Zahl so genannter „Zellengewölbe“ aus der Zeit „um 1500“ erhalten. Besonders in einem zweischiffigen Raum im Obergeschoß des 1473 gegründeten Klosters der Franziskaner- Observanten in Kaaden und im Erdgeschoß des Hauses Nr.9 an der Südseite des Hauptplatzes in Komotau finden wir eindrucksvolle Beispiele für diese Wölbkunst. Auf Grund der keineswegs zufälligen Übereinstimmung der komplizierten Gewölbemuster werden hier Werkstattzusammenhänge deutlich, die zunächst nach Meißen führen. Hier erhielt 1470 der Werkmeister Arnold von Westfalen von den beiden Brüdern Ernst und Albrecht den Auftrag zum Bau eines neuen Schlosses. Bautechnisch ganz neuartige Lösungen beim Bau von Gewölben hielten hier erstmals Einzug. Deshalb gilt seither die Meißner Albrechtsburg auch als „Geburtsort“ dieser Zellengewölbe. Die Handwerker auf der Baustelle hatten jedoch diese modernen Formen noch nie gesehen oder gar ausgeführt, deshalb musste mit ihnen die Herstellung dieser ungewöhnlichen Konstruktionen geübt werden. Hierzu bot sich der Bau einer in unmittelbarer Nähe im Meisatal gelegenen, dem Hl. Wolfgang gewidmeten Wallfahrtskirche an. Aber auch im Querhaus des Schlosses Rochlitz gibt es Spuren offenbar fehlgeschlagener Wölbversuche aus der gleichen Zeit. Aus dieser Meißner Schule sind später – nach dem Tode Arnolds 1482 – bedeutende Werkmeister hervorgegangen wie Konrad Pflüger oder „Claus, der Thumkirchen zu Meyssen werckmeister“. Auf ihn gehen die wunderschönen Zellengewölbe im Kreuzgang des Meißner Doms und im benachbarten Bischofsschloß zurück. Bischof Johann VI. von Saalhausen ließ unter seiner Leitung seine Residenz in Wurzen errichten, dessen Saal im 1.Obergeschoß die unmittelbare Vorlage für das Gewölbe des Hauses Nr.9 in Komotau bildet. Durch das innerkirchlich aufeinander abgestimmte Agieren der beiden Franziskanerklöster in Meißen und Kaaden, durch die Kontakte der Adelsfamilien Vitzthum und Lobkowitz zum Hof der Wettiner und durch die hohe Wertschätzung Herzogs Albrechts in Böhmen waren die Verbindungen zwischen Sachsen und Böhmen in jener Zeit sehr eng. Es ist klar, dass dies auch in der Rezipierung meißnischer Bauformen seinen Niederschlag gefunden hat – nicht zuletzt als willkommenes Zeichen der geistigen Modernität einer politisch und religiös mächtigen Schicht in Böhmen, die sich vehement utraquistischem Gedankengut entgegenstemmte. Neuere Ergebnisse brachte die Bauforschung zur Provinienz , zu geometrischen und konstruktiven Durchbildungen der Zellengewölbe im Zusammenhang mit der unter der Leitung des Verfassers kürzlich abgeschlossenen Restaurierung des Großen Wendelsteins der Albrechtsburg.

 

Doc. Dr. et Ing. Jiří Fajt, Ph.D. (Leipzig)

Dr. Markus Hörsch (Leipzig)

Wie lange weilte Ulrich Creutz in Böhmen? Josef Opitz' Thesen in neuem Licht

Josef Opitz stellte, ausgehend von einem längeren Aufenthalt des in Kaaden tätigen Bildhauers Ulrich Creutz in Böhmen, ein Oeuvre vor allem von Holzskulpturen zusammen, das er mit diesem Meister verbinden wollte. Neue Forschungen haben nun eine genauere Eingrenzung des Creutz'schen Schaffens vor allem in der sächsischen Bischofsstadt Merseburg und ihrer Umgebung möglich gemacht. Daraus ist zu erschließen, dass er in Böhmen außer den Grabmälern in Kaaden keine weiteren Werke geschaffen haben kann. Der Vortrag wird deshalb zum einen das Oeuvre Creutz' vorstellen, zum anderen Überlegungen anstellen, wer die teils sehr qualitätvollen Skulpturen in Böhmen geschaffen haben könnte, die früher Creutz zugeschrieben wurden. Zugleich sollen Schlaglichter auf die künstlerischen Beziehungen Böhmens mit Sachsen geworfen werden, insbesondere in der Epoche, in der König Wladislaw II. in Böhmen, Herzog Georg und seine Frau Barbara, die Schwester Wladislaws, im Herzogtum Sachsen regierten.
 

Mgr. Štěpánka Chlumská (Prag)

Akad. mal. Lenka Helfertová (Prag)

Archa s reliéfy Čtrnácti sv. pomocníků z Kadaně. Probíhající restaurování a jeho přínos pro možnosti autorského určení a stanovení míry dochování originálu / Arche mit den Reliefs der Vierzehn heiligen Nothelfer aus Kaaden. Die Restaurierung und deren Beitrag für die Möglichkeiten der Urheberbestimmung und Festlegung des Grades der Überlieferung des Originals

 
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Bewertung der Forschungsergebnisse der Restaurierung der Arche von Kaaden, einem Denkmal, das hinsichtlich seiner Provenienz mit dem Franziskaner-Observanten-Kloster in Kaaden in Verbindung steht. Die Arche wurde durch Josef Opitz wiederholt ausgestellt. Die bereits damals begleitenden Fotos erfassten nur ein Fragment der ursprünglichen Gruppe. Zur Fragmentierung trug das Schicksal des Werkes in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei. Der Altarschrank mit bemalten beweglichen Flügeln, mit demontierten Aufsatzstücken und demontierten Reliefs der Vierzehn hl. Nothelfer, war seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts in den Sammlungen der Nationalgalerie in Prag registriert. Die Nationalgalerie verwaltete so den Großteil der überlieferten Gruppe, ausgenommen die Skulptur der Madonna am Altarschrank. Diese galt als verschollen, im Denkmalfonds wurde sie erneut erst 2013 von Aleš Mudra identifiziert (das Fundstück wurde veröffentlicht). Die Malereien der Dreieck-Aufsatzstücke und die Reliefs der Innenseiten der beweglichen Flügel wurden restauriert, ein Teil der Gruppe ist Bestandteil der Dauerausstellung in der Nationalgalerie. Die Malereien der Aufsatzstücke und die Reliefs der beweglichen Flügel wurden von der Fachliteratur wiederholt bewertet. Die Malereien wurden durch Jaroslav Pešina in das Oeuvre dem Meister des Altars des hl. Georg (svatojiřský Altar) eingegliedert. Die Reliefs der Vierzehn hl. Nothelfer wurden neu von Michaela Ottová bewertet und in die Zeit um 1480 datiert. Abseits der Fachdiskussion blieb jedoch die Bemalung – Verzierung der äußeren Seiten der beweglichen Flügel des Retabels und des Altarschranks, die bedeutend durch die neuere Übermalung beeinträchtigt waren. Es ist offensichtlich, dass die Malereien auf den Dreieck-Aufsatzstücken und die Malereien auf den Flügeln des Retabels nicht durch eine gemeinsame Autorenschaft verknüpft werden können. Die neueren Eingriffe und Übermalungen kamen auf der überlieferten Gruppe unterschiedlich zur Geltung. Trotz der Qualität und des Respektes vor dem Original haben diese die Handschrift des Malers entstellt. Die Eingriffe trafen auf entscheidende Art und Weise die Malereien des Schranks und den Hintergrund der Reliefs auf den Innenseiten der beweglichen Flügel, beeinflussten die jetzige Form der Schnitzereien. Im Rahmen der Restaurierung wurden detailliert die neuzeitlichen Eingriffe beschrieben und hinsichtlich des Materials interpretiert. Daher systematisiert der Beitrag die erreichten Kenntnisse, er widmet sich den Möglichkeiten der Zuschreibung der Autoren und der Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt des Retabels, einschließlich der Frage der Zugehörigkeit der bemalten Dreieck-Aufsatzstücke zur Arche.  


Mgr. Marek Lukasz Krejčí (Wroclaw) 

Umělecké památky jako politikum. In margines možností dialogu německých, českých a polských historiků před rokem 1945 / Kunstdenkmäler als Politikum. In Margines der Möglichkeiten für den Dialog deutscher, tschechischer und polnischer Historiker vor 1945.

Schlesien und Nordwestböhmen sind europäische Regionen, in denen nach 1945 die kunsthistorische Forschung einiger Generationen deutscher Forscher plötzlich in den Hintergrund gesetzt wurde und erst im Laufe der letzten Jahren wieder im Kontext der Pflege um das gemeinsame Kulturerbe interpretiert wurde. Vor 1945 bildeten die hiesigen Forschungszentren zahlreiche regionale museale Institutionen mit professionellen, als auch gemeinnützigen Mitarbeitern. Es gab sogar Versuche, Dachvereine zur Koordinierung des Arbeitsplans zu gründen. Das Konzept „Kunstgeschichte als Universalgeschichte“ kommt allmählich in Konflikt mit der Kunstgeschichte als einem untrennbaren Bestandteil der nationalen und politischen Ideologie. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, vor allem seit Mitte der dreißiger Jahre, blieb auch die Wissenschaft mit Bezug zu der Kunstgeschichte nicht frei von dem direkten und vermittelten Einfluss der Ideologie des Nazismus, seien es nichtwissenschaftliche Rassentheorien oder die sog. Ost-Forschungen, die geopolitischen Bemühungen um eine politische und kulturelle Hegemonie des Dritten Reiches in Mittel-Osteuropa. Nach 1945 zeigen sich gegenläufige Tendenzen, welche eine Aneignung der „deutschen“ Kunst verhindern und diese an den Rand des Interesses drängen. Die Vernichtung von deutschen Kunstgegenständen konnte auch der Denkmalschutz nicht verhindern, was ihm den Vorwurf des fachlichen und moralischen Versagens einbrachte. Der Beitrag stellt Fragen hinsichtlich der Interaktionen der deutschen und slawischen Kunsthistoriker vor dem Jahr 1945 und der damaligen Möglichkeiten zur Verknüpfung unterschiedlicher nationaler Milieus auf der Basis wissenschaftlicher Forschungen und einer nicht befangenen Diskussion über den Charakter und die Auswirkungen der Kunst im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Der Blick auf parallel ablaufende Geschehnisse und Situationen, Ähnlichkeiten und Unterschiede in zwei Modellregionen soll rückwirkend helfen, die Entwicklungen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der bislang ungeschriebenen mitteleuropäischen Kunstgeschichte stattfanden, zu beschreiben und zu klären.   


Dipl.-Ing. Gunter Lasch (Klammern bei Chemnitz)

Friedrich Staemmler, M.A. (Brünlos)

Mittelalterliche Kunstwerke aus der Dorfkirche zu Brünlos sowie weitere kaum bekannte Skulpturen und Gemälde aus der Zeit zwischen 1340 und 1440 im Erzgebirgsraum. Zur Frage des Bestandes und seiner stilistischen und kunstpolitischen Verbindungen nach Nordwestböhmen.

Von den Beispielen zweier hochgotischer Skulpturen und eines Tafelgemäldes des Schönen Stils in Brünlos bei Stollberg ausgehend, möchte der Beitrag einen kurz gefassten Überblick zu den größtenteils noch unbekannten Werken an Plastik und Tafelmalerei zwischen 1340 und 1440 im Erzgebirgsraum gewährleisten. Die umfangreichen stilistischen, wie auch kulturpolitischen Beziehungen zwischen den Kunstwerken aus dem Erzgebirge und jenen aus Nordwestböhmen, die Josef Opitz bereits in einigen Teilen erforscht hat, stehen im Vordergrund des Vortrags. Die böhmisch beeinflussten Skulpturen aus Brünlos, eine Muttergottes mit Kind und ein männlicher Heiliger (um 1340/50), zählen zu den ältesten gotischen Plastiken im Erzgebirgsraum. Das dortige Gemälde mit der Darstellung der Hl. Barbara (um 1400) gehört der Phase des Schönen Stils an, der sich von Prag aus nach Westen verbreitete. Da die Brünloser Kirche innerhalb der Herrschaft Stollberg lag, die in der 2. Hälfte des 14. Jhs. durch Karl IV. erworben wurde und bis zum Tode seines Sohnes Sigismund zu Böhmen gehörte, kann davon ausgegangen werden, dass bereits im Vorfeld der Erwerbung böhmische Künstler hier tätig waren. Die beiden Brünloser Skulpturen lassen sich stilistisch mit Werken in Nordwestböhmen wie der Pirkener Madonna und der Petrusfigur in Leitmeritz vergleichen. Weitere Werke des Schönen Stils im Erzgebirge wie die Arbeiten in der Stiftskirche zu Ebersdorf bei Chemnitz sind mit den Vesperbildern aus Schwetz und Priesen oder den Schönen Madonnen aus Eidlitz und Retschitz bei Komotau sowie der Marienskulptur aus Wistritz bei Kaaden verwandt. Möglicherweise wirkte hier der Deutsche Orden an der Ausbreitung des Schönen Stils mit, da er sowohl bei Ebersdorf in Wechselburg (Zschillen) als auch in Komotau eine Residenz hatte.


PhDr. Eduard Mikušek (Ústí nad Labem)

Účast Josefa Opitze na profesionalizaci snah českých Němců po osvojení vlastní minulosti / Teilnahme von Josef Opitz an der Professionalisierung der Bemühungen der tschechischen Deutschen nach der Aneignung der eigenen Vergangenheit

Die Konzentration des geschichtsschreibenden Interesses für eine ausgewählte Person, wenn die Vergangenheit nicht entstellt (deformiert) werden soll, fordert die Verdeutlichung deren gesellschaftlicher Verankerung. Der beabsichtigte Beitrag hat das Ziel, die allgemein anerkannte bedeutende Rolle von Josef Opitz für die Kunstgeschichte Nordwestböhmens um die Betrachtung eines weniger bekannten professionellen Bereichs, dessen Bestandteil er war und in dessen Rahmen und mit dessen Hilfe er seine geschätzten Ausstellungen umsetzen konnte, zu ergänzen. Neben dem Fachverstand der Mitarbeiter, an erster Stelle von Dr. Kurt Oberdorffer, war auch der politische Wille der kommunalen Selbstverwaltung eine Voraussetzung für die Finanzierung der Vorhaben. Dieser Willen zeigt sich u.a. an der Teilnahme der Bürgermeister der Nachbarstädte an den Wanderversammlungen des Vereins für die Geschichte der Deutschen in Böhmen (Spolek pro dějiny Němců v Čechách), deren Programm im Jahre 1895 in Saaz (Žatec) auch den Beitrag von Josef Neuwirth beinhaltete: „Kunstleben und Kunstdenkmale am Südabhange des Erzgebirges während des Mittelalters“. Eine fortgeschrittene Phase stellt der Verband der selbstverwaltenden Kooperationen (Svaz samosprávných korporací) dar, aus dem die Anregung zum Einsatz eines Spezialisten in dem Bereich Kunstgeschichte stammt. Diese wurde im Rahmen des Treffens am 25. Juni 1925 in Teplitz (Teplice) besprochen. Den institutionellen Anhaltspunkt für eine qualifizierte Entwicklung des Fachbereichs sollten die städtischen Museen leisten, für die Opitz das sog. Saazer Museumsprogramm (Žatecký muzejní program) formulierte. Ihren gemeinsamen Belangen diente von 1922 der Verband der deutschen Museen (Svaz německých muzeí) und in dessen Rahmen die nordböhmische Abteilung. Die Abteilung für die Archive, Museen und Denkmalpflege schuf ein ebenfalls traditionelles Organ der Geschichtsschreibung der böhmischen Deutschen, der erwähnte Verein für die Geschichte der Deutschen in Böhmen, an dessen Tätigkeit sich auch Josef Opitz dank der Mitgliedschaft im Vereinsausschuss beteiligte. Die Denkmalpflege, für die die Entdeckungen von Opitz wertvolle Feststellungen darstellten, orientierte sich außerhalb der staatlichen Beaufsichtigung vor allem auf die Evidenz der Denkmäler in Form deren Aufstellungen (Listen), wobei für die grenznahen Kreise mit deutschen Bewohnern die Deutsche Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik die organisatorische Plattform darstellte. Die Doktorarbeit „Die Kunstdenkmäler im politischen Bezirke Kaaden“ von Opitz aus dem Jahre 1916 bestimmte sein Engagement auch auf diesem Feld.


PhDr. Aleš Mudra, Ph. D. (Praha)

Mezi Prahou a Vratislaví. Sochařství 14. století v severozápadních Čechách v pojetí Opitze a Wieseho / Zwischen Prag und Breslau. Die Bildhauerkunst in Nordwestböhmen im 14. Jahrhundert in der Auffassung von Opitz und Wiese.

Der Beitrag beschäftigt sich mit den Anfängen des Studiums der Bildhauerkunst im 14. Jahrhundert in Böhmen, vor allem in der Zeit der Regierung des Karl IV. (1346–1378). Josef Opitz war, gemeinsam mit Albert Kutal, Vorkämpfer der Forschung. Er brachte zahlreiche Werke in die Literatur und schrieb die erste Synthese. Wegen den damaligen großen Lücken in der Heuristik und den riesigen Verlusten im Prager Denkmalfonds wurden die in Nordwestböhmen erhaltenen Denkmäler zu Kernwerken für das Entwicklungskonzept in ganz Böhmen. Die Analyse der Polemik zwischen Josef Opitz und Erich Wiese macht deutlich, inwieweit die damalige Bewertung der Bildhauerkunst, die „Zeit der Luxemburger“, von der Polarität der zwei starken Kunstzentren (Prag und Breslau) beeinflusst wurde und welche methodologischen Ansichten beide Forscher vertraten.


Dr. Anke Neugebauer (Halle/Saale)

Andreas Günther von Komotau - Landbaumeister im Dienst von Kardinal und Kurfürst.

Der Bau- und Werkmeister Andreas Günthers wurde um 1490 im nordböhmischen Komotau (Chomutov) geboren und war ein Zeitgenosse des Prager Hofbaumeisters Benedikt Ried, der in Annaberg und Brüx (Most) tätigen Steinmetze Jakob Heilmann und Georg von Maulbronn sowie des in Kaaden (Kadaň) wirkenden Bildhauers Ulrich Creutz. Andreas Günther gehörte zu den bedeutenden Architekten der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der die spätgotische Baukunst durch italienische Architekturelemente der Renaissance bereicherte. Bis heute verbindet man mit seinem Wirken die Einführung der aus Italien stammenden, sog. Welschen Giebel (Rundgiebel) als prägende Dekorationsform der mitteldeutschen Frührenaissance. Andreas Günther wirkte vorrangig in den mitteldeutschen Territorien, dem heutigen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zu seinen Auftraggebern gehörten die Äbte des Chemnitzer Benediktinerkonvents, die ihn 1525 mit dem Bau einer neuen Stiftskirche beauftragten, aber auch die Herren von Schönburg, die Fürsten von Anhalt oder die Grafen von Stolberg-Wernigerode, denen Günther repräsentative Schlösser in Glauchau, Bernburg und Stolberg errichtete. Höhepunkt in Günthers Schaffen war zweifellos die Bestallung als fürstlicher Landbaumeister am Hof Kardinal Albrechts von Brandenburg 1535 in Halle/Saale. Dort errichtete er die erzbischöfliche Neue Residenz, war an der Befestigung der Moritzburg und der Ausstattung der Stiftskirche (Dom) beteiligt. Seine Bestallung als Landbaumeister Kurfürst Johann Friedrichs von Sachsen 1541 bildete den Zenit seiner Meisterlaufbahn. Günthers schicksalsreicher Lebensweg ist zugleich ein Spiegelbild der politischen und religiösen Ereignisse der Zeit. So bekannte sich der Baumeister zur Reformation und geriet in die Auseinandersetzungen im Vorfeld des Schmalkadischen Krieges. Bei seiner letzten große Bauaufgaben, der aufgrund drohender Kriegsgefahr verstärkten Festung Grimmenstein in Gotha, verunglückte Andreas Günther im September 1541 tödlich.
 

Dr. Martin Ortmeier (Finsterau)

Josef Opitz in Finsterau (1946–1953) 

In Finsterau, einem Dorf im Bayerischen Wald, fand Josef Opitz 1946 seine Frau Else und seine Tochter Brigitte vor. Else Opitz war dort seit 1945 als Lehrerin tätig. Josef Opitz konnte keine seiner Ausbildung entsprechende Arbeit finden. 1953 verließ er Finsterau, als seine Frau in den Altersruhestand eintrat. Wohnung hatte die drei Personen zählende Familie im Obergeschoss des Schulhauses. Gutes Wetter nutzte Opitz, um Ortsveduten und Landschaften in Zeichnung und Aquarell anzufertigen. Photographien belegen, dass Opitz wirklichkeitsgetreu darstellte. Von vielen Schülern und einigen Erwachsenen schuf Opitz treffend und mit sicherer Hand eine große Zahl Porträts in Aquarellmalerei. Für den Schulunterricht seiner Frau fertigte er in Temperatechnik auf Packpapier Tafelbilder an. Sie stellen religiöse Themen dar. Werke aus Opitz‘ Finsterauer Zeit hat das Freilichtmuseum Finsterau 1984 erstmals in einer kleinen Ausstellung öffentlich gezeigt. 2007 hat das Museum unter dem Titel „Josef Opitz – Bleibe in Finsterau. Porträts und Veduten 1946–1953“ eine größere Zahl an Zeichnungen und Aquarellen ausgestellt und Opitz‘ Biographie im Überblick vermittelt. 2007 und 2011 erhielt das Freilichtmuseum von Opitz‘ Tochter Brigitte Pitsch viele Werke als Schenkung. Dies sind neben den Zeichnungen und Gemälden einige persönliche Dinge, einfache Photographien von Reisen und von der Familie, außerdem viele Bleistiftskizzen. Im Zusammenhang mit der Ausstellung des Jahres 2007 wurde erstmals über Opitz‘ künstlerisches Werk publiziert. Der Nachlass im Freilichtmuseum Finsterau ist inzwischen vollständig inventarisiert.
 

Doc. PhDr. Michaela Ottová, Ph.D. (Praha) 

PhDr. Jan Klípa, Ph.D. (Praha) 

Josef Opitz a současné přístupy k výzkumu vizuální kultury severozápadních Čech (1250-1550) / Josef Opitz und die gegenwärtigen Herangehensweisen zur Forschung der visuellen Kultur in Nordwestböhmen (1250-1550)

Vor fast 15 Jahren eröffnete der Lehrstuhl für Geschichte die Forschung zur spätgotischen Kunst in Nordwestböhmen mit zwei Sammelwerken mit dem Namen des Forschers J. Opitz im Titel. Der Person des Kunsthistorikers kam im Bereich seiner Forschungsansätze und Methoden bereits eine große Aufmerksamkeit zu und die Ergebnisse dieser Forschungen haben auch heute noch Bestand (M. Bartlová). Die Forschung der visuellen Kultur im Bereich des Erzgebirges wird auf der tschechischen Seite durch die Verknüpfung der führenden Forschungsinstitutionen (Philosophische Fakultät der J-E.Purkyně-Universität und der Karlsuniversität, Nationalgalerie in Prag) kontinuierlich fortgesetzt. Die Institutionen bemühen sich mit einer offenen interdisziplinären Herangehensweise die Forschung der visuellen Kultur weiterzuentwickeln und bereiten gemeinsam ein umfangreiches Ausstellungsprojekt vor, das in der Nationalgalerie in Prag am Jahresende 2015 stattfinden wird. Der Beitrag kommentiert die methodischen Ansätze von Josef Opitz bei der Vorbereitung der legendären Ausstellungen in Brüx (Most) und in Komotau (Chomutov) im Jahre 1928 und bemüht sich um einen Vergleich der relevanten Arbeiten der tschechischen Kunstwissenschaft des 20. und 21. Jahrhunderts. Gleichzeitig soll der Forschungsstandpunkt von J. Opitz unter den deutschen Forschern, die sich mit der betreffenden Region in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigen (W. Hentschel, O. Kletzl), beschrieben werden. Der Beitrag widmet sich den folgenden Fragen: Inwieweit reflektieren wir bewusst die Erkenntnisse von Opitz? Wie spiegeln die Ansatzmoden von Opitz in Arbeiten der gegenwärtigen Historiker die Kunst unterschiedlicher Generationen wider? Inwieweit hat sich dank der Theorie des offenen kulturellen Austausches und des sog. Kulturtransfers unsere Betrachtungsweise des Schaffens der sächsischen Schnitz- und Malerwerkstätten geändert - in der Diskussion „fremd versus heimisch“? Oder wird unsere Betrachtung heute eher von dem Bestellungspotential der damaligen Elite beeinflusst? Was für ein Potential bringt in das Studium der visuellen Kultur in Nordwestböhmen die Akzeptanz und Anwendung der Begriffe Kunst- und Kultur-landschaft und Konzept der Konfessionalisierung? Sind wir fähig zur grenzübergreifenden Kooperation?
 

PaedDr. Mgr. Petr Rak (Kadaň)

„Kadaňský historický kroužek“ a Josef Opitz / „Der Kaadner Geschichtszirkel“ und Josef Opitz

Historische heimatkundliche Literatur, die sich mit der Vergangenheit der Region Kaaden beschäftigt, war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts das Fachgebiet von Enthusiasten, meistens Laien ohne historische Ausbildung. Dank diesen Menschen ist eine Reihe von für diese Zeit beachtungswerten Arbeiten entstanden – in diesem Zusammenhang sind die Namen Nikolaus Urban von Urbanstadt, Franz Josef Stocklöw oder Friedrich Bernau zu nennen. Nach 1918 veränderte sich die Situation grundsätzlich. Die Geschichte von Kaaden und der umliegenden Region wurde Gegenstand des Interesses einer Gruppe Historiker mit universitärer Bildung. Den Hauptverdienst an der Entstehung dieses informellen Verbundes, den wir als „Kaadner Geschichtszirkel“ bezeichnen, hatte Dr. Rudolf Wenisch. Er initiierte auch die Entstehung zweier Publikationsplattformen, („Heimats-Beilage zur Kaadner Zeitung“) und einer Broschüre, die von dem Kaadner Buchhändler Vincent Uhl („Uhl´s Heimatbücher des Erzgebirges und Egertales“) herausgegeben wurden und die heute noch die wahrnehmbarste Spur der intensiven Aktivität dieses „Zirkels“ sind. Zu den Personen dieses Zirkels zählten neben Wenisch die Mittelschulprofessoren Viktor Karell, Josef Hofmann und Karl Meder. Eine unübersehbare Person in dieser Runde war Josef Opitz, für den das Studium der Kunstdenkmäler in den Regionen Kaaden und Preßnitz und die Publizierung der Ergebnisse in beiden früher erwähnten periodischen Drucksachen die ersten Schritte seiner künftigen Karriere als renommierter Kunsthistoriker darstellten. Der „Kaadner Geschichtszirkel“ zerfiel allmählich, als Rudolf Wenisch im Dezember 1924 als fest angestellter Archivar in Chomutov tätig wurde und im April 1925 die Einstellung der Herausgabe der Heimats-Beilage zur Kaadner Zeitung folgte. Die Zusammenarbeit zwischen Rudolf Wenisch und einigen Mitgliedern des „Zirkels“ (vor allem mit Josef Opitz und Viktor Karell) blieb erhalten; der Schwerpunkt war aber nicht mehr die Region Kaaden.
 

Prof. PhDr. Ing. Jan Royt (Praha)

Středověká desková malba v severozápadních Čechách a její západoevropské inspirace a parelely / Mitteldeutsche Tafelmalerei in Nordwestböhmen und deren westeuropäische Inspiration und Parallelen

In der Tafelmalerei in Nordwestböhmen kamen im Rahmen der mehr als hundertjährigen Entwicklung mehrere grundsätzliche Änderungen zustande. Ursachen dafür waren – sozioökonomische Gründe, der künstlerische Austausch und die Konfessionalisierung. Die Region Nordwestböhmen befindet sich am Fuße des Erzgebirges mit reichen Erzvorkommen. Das Gebirge war bereits im frühen Mittelalter von einem Wegenetz durchzogen, das einen Handels- und Kulturaustausch ermöglichte. Ein wichtiger Verkehrsweg war die Elbe. Auf der einen Seite liegt der alte Bischofssitz Meißen, auf der anderen Seite die Städte Ústí (Aussig) und Litoměřice (Leitmeritz). Ein grundlegender Meilenstein war der Fund der Erze in den höchsten Lagen des Erzgebirges am Ende des 15. Jahrhunderts und deren folgende Förderung, die durch den technischen Fortschritt möglich wurde. Der Bergbau war in dieser Zeit die technologisch komplizierteste Produktion und sorgte für die Ansiedlung fähiger Fachleute in den Bergstädten. Die mit dem Bergbau verbundenen Gefahren verursachten zahlreiche Unglücke und führten zur Entwicklung der Medizin in diesen Städten. Hand in Hand mit der Förderung ging auch die Bildung – so wurde das Schulwesen weiter ausgebaut, wie z.B. in Jáchymov (Joachimstal). Der Mensch im späten Mittelalter suchte Sicherheit und Geborgenheit bei Gott und die ständige Todesgefahr bei der Arbeit der Bergleute führte zu deren Sakralisierung. Dies spiegelt sich in den üppig geschmückten Kathedralen wider, u.a. an den so genannten Bergaltären in Annaberg oder in Joachimstal. Im religiösen Leben der Menschen spielt die Religion eine sehr wichtige Rolle, vor allem nach dem Jahr 1517 der Katholizismus- Utraquismus- das Luthertum). Aufgrund der harten klimatischen Bedingungen konnte eine ausreichende Versorgung der ständig anwachsenden Bevölkerung nicht sichergestellt werden. Daher stieg die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Städte, die das wirtschaftliche Umfeld der Bergstädte bildeten, wie zum Beispiel Most (Brüx) oder Chemnitz. Eine wichtige Rolle spielte auch die ethnische Zusammensetzung der Bewohner und die damit verbundene Mentalität der Menschen, die sich in der Lebensweise und in der Wahrnehmung der Kultur spiegelte. Diese Lebens- und Erlebensformen brachten die Bergleute, die vorwiegend aus deutsch sprechenden Ländern stammten, aus ihren Heimatorten mit. Der künstlerische Austausch fand vor allem in Form der Migration der Künstler in diese Städte statt, wie es zum Beispiel aus den Lebensschicksalen von Hans Hesse bekannt ist; oder auch durch den Erwerb der Werke aus bedeutenden Zentren, z. B. aus Nürnberg (M. Wolgemuth) oder Wittenberg (Werkstatt von Lucas Cranach). Eine grundsätzliche Rolle spielte bei der Übertragung der Motive, der Kompositionen und des eigentlichen Stils bereits in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts die Grafik. Mein Ziel ist es, die Entwicklung der Malerkunst in Nordwestböhmen darzustellen. Bedeutende Familien der weltlichen und geistlichen Elite, wie die Familie Lobkowicz und die Herren von der Hasenburg, und deren Reisen ins Ausland halte ich für eine nicht weniger wichtige „Triebkraft“ des kulturellen Austausches.
 

Mgr. Jaroslav Skopec (Ústí nad Labem)

Kamenické značky z Kadaně a Chomutova v uměleckohistorických souvislostech pozdní gotiky / Steinmetzzeichen aus Kaaden und Komotau in kunsthistorischen Zusammenhängen der Spätgotik.

Der Beitrag widmet sich dem Vergleich der spätgotischen Architektur in Chomutov (Komotau) und Kadaň (Kaaden) auf der Grundlage der angewandten Steinmetzzeichen. Das Kernthema des Beitrags sind vor allem Steinmetzzeichen und die damit untrennbar verbundene Steinmetzarbeit als solche. In diesem Kontext werden die Steinmetzzeichen als Zugang zur Architektur, welcher in diesem Rahmen verstärkt Aufmerksamkeit zukommt, eingehend betrachtet. Bewertet werden vor allem drei sakrale Objekte: die Mariä Himmelfahrtskirche in Komotau, die Kirche der hl. Barbara in Komotau und das Franziskanerkloster in Kaaden. Darüber hinaus untersucht dieser Beitrag auch andere Objekte mit Steinmetzzeichen in Nordböhmen und in den benachbarten Gebieten Sachsens.
 

PhDr. Dana Stehlíková, CsC. (Praha)

Josef Opitz v Národním muzeu (1941 – 1945) / Josef Opitz im Nationalmuseum (1941 – 1945)

Die Tätigkeit von Josef Opitz und seiner Kollegen im Nationalmuseum wartet bis heute auf eine neue kritische Bewertung. In der traditionellen Auslegung nach dem Krieg, orientiert gegen die Deutschen, fanden seine Leistungen nicht nur keine Erwähnung, sondern wurden bewusst vernachlässigt und verschwiegen. In den Jahren 1945 – 1946 wurden viele Schriftstücke vernichtet. Der Beitrag soll auf Grundlage des aktuellen Studiums der Bruchstücke der amtlichen Akten zu Sammlungen in der Abteilung der historischen Archäologie und des Archivfonds des Archivs des Nationalmuseums das Opitz´ Arbeitskonzept, seine Prioritäten und Aspekte seiner Arbeitsethik erfassen. Josef Opitz begann seine Arbeit in der Abteilung der historischen Archäologie am 26. Juni 1941, er wurde direkt in die Position des Oberen Kommissars ernannt. Am 5. Mai 1945 verließ er Prag. Den bisherigen Abteilungsleiter und Landes-Museumsrat Karl Guth zwang er zur vorzeitigen Pensionierung innerhalb von drei Monaten, damit er ab Januar 1942 auch diese führenden Funktionen übernehmen konnte. Die erste politische und ideologische Aufgabe der Opitz´ Abteilung für das Jahr 1941 war die Umgestaltung der Dauerausstellung des Museums und die Veranstaltung der langfristigen Ausstellung “Die deutsche Größe”. Die Facharbeiter waren damals drei Kunsthistoriker mit mediävalistischer Orientierung, mit denen sich Opitz gut verstand: Jan Květ, Zoroslava Drobná und Vladimír Denkstein, der später in die Abteilung der Völkerkunde versetzt wurde. Die Führung der Sammlungen und die Akquisitionen waren sowohl von der Kriegsnot, als auch von den ideologischen Vorhaben, die tschechische Kunst zu entfernen, betroffen. In den systematischen Dokumenten und der Inventarisierung der Sammlungen hingegen verdoppelte sich das Arbeitstempo im Vergleich zu den Vorkriegsjahren. Ein unsinniger Eingriff in die Integrität der Sammlungen war die Übergabe des Hollareums (die wertvollste Grafik-Kollektion) an die Nationalgalerie, während die Verpackung und Aufbewahrung der Sammlungen vor den Flugangriffen ohne Verluste blieb. Am 5. Mai 1945 flüchtete Josef Opitz aus Prag. Kurz danach sind Květ, Drobná und Denkstein der kommunistischen Partei beigetreten.
 

Bc. Milan Sýkora (Most)

Pyšná sídla mocných a peleše lotrovské (Hrady v severozápadních Čechách na konci středověku) / Stolze Wohnsitze der Mächtigen und Gaunerverstecke (Burgen in Nordwestböhmen am Ende des Mittelalters).

Das bewegte 15. Jahrhundert war eine Zeit turbulenter Ereignisse und revolutionärer Änderungen, die eine bedeutende Spur auch in der Architektur hinterlassen haben. Das Gebiet Nordwestböhmens, aufgeteilt unter zwei Staaten und getrieben von scharfen konfessionellen und politischen Unstimmigkeiten, bleib nicht abseits dieser Änderung, die hiesige Elite beteiligte sich direkt daran. Der Beitrag soll die Zuhörer mit der Gestaltung und Funktion der Burgen in der Region in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts und mit deren (für viele unglücklichen) Prüfung in der Zeit der Hussitenkriege bekannt machen. Das Hauptthema ist die Veränderung der Wohnsitze der Mächtigen, die von den Kriegsereignissen im 15. Jahrhundert veranlasst wurden, vor allem die oftmals überraschenden Fortifikationsinnovationen. Nicht weniger spannend sind auch die Paletten der Funktionen der Burgen, deren sehr breite Vielfalt die Dramatik der damaligen Zeit unterstreicht. Große Aufmerksamkeit wird der folgenden Beruhigung der Verhältnisse in der Zeit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und dem Anstieg von repräsentativen Wohnsitzen, die sich bereits rasant und unvermeidlich an der neuzeitlichen Schlossarchitektur ausrichten, gewidmet.